Das erste Festival 2019
INSERT FEMALE ARTIST war ein interdisziplinäres Literaturfestival, das sich mit der Lage der Autorin auseinandersetzt. Es fand zum ersten Mal vom 27. bis zum – 29. September 2019 in der Alten Feuerwache Köln statt.
Ausgehend von der Literatur setzten sich Schriftsteller:innen, Filmemacher:innen, Performance- und Audiokünstler:innen sowie Wissenschaftler:innen mit Fremd- und Selbsterzählungen weiblicher Autor- und Künstlerschaft auseinander. Am Festival wirkten über 40 Personen aus Kunst und Wissenschaft, 15 Projektpartner aus NRW und mehrere Präraffaelitische Girls mit.
In seiner ersten Auflage legte das Festival einen Schwerpunkt auf historische und gegenwärtige Kanon- und Archivierungspraxen. Dabei diskutierten die Festivalgäste zusammen mit dem Publikum in unterschiedlichen Gesprächsformaten (Weltcafé, Vortrag, Podium). Die künstlerischen Arbeiten kamen aus den Bereichen Literatur, Tanz, Film und Klang. Für Kinder und Jugendliche wurden Workshops zur fotografischen Selbstinszenierung und zum literarischen Schreiben angeboten. Darüber hinaus gab es zwei moderierte Netzwerkveranstaltungen.
Auf dem Festival diskutierten wir, ob Autor:innen und Künstler:innen in Biopics oder Feuilletonbesprechungen anders inszeniert, erzählt und erinnert werden als ihre männlichen Kollegen. Wir untersuchten Wertungspraktiken, denen weiblich gelesene Künstler:innen und ihre Werke unterliegen, und fragten uns: Mit welchen Schreibpraktiken können weiblich gelesene Autor:innen auf männlich besetzte Themen und Figuren wie reagieren? Aus literaturbetrieblicher Perspektive diskutierten wir darüber, was feministische Praxiskollektive gegen männerbündische Strukturen ausrichten können? In all diese Diskussionen stellten wir immer wieder die große Frage: Wie kann eine ganzheitliche feministische Kanonarbeit aussehen?
Programmheft INSERT FEMALE ARTIST-Festival 2019
Die zweite Festivalausgabe 2021
Die zweite Ausgabe des INSERT FEMALE ARTIST fand vom 22. bis zum 26. September 2021 wieder in der Alten Feuerwache Köln statt, mit einzelnen Veranstaltungen und Workshops im Literaturhaus Bonn, der Stadtbibliothek Köln, der Kaiserin Augusta Schule, der Europaschule Bornheim und dem M*Treff Alte Feuerwache.
An fünf Tagen mit Lesungen, Gesprächen, Performances, Tanz und Vorträgen sowie beim Warm-up-Programm vorab trat die Festivalgemeinschaft in diesem Jahr über den Fokus Autor:innenschaft und Biografik in einen künstlerisch-forschenden Austausch, um die vergangene und gegenwärtige Lage weiblich gelesener Autor:innen und Künstler:innen zu thematisieren und feministischen Stimmen eine Bühne zu geben. Mit Autor:innen, Wissenschaftler:innen, Literaturvermittler:innen, Tänzer:innen, Performer:innen uvm. erkundeten wir Tagebücher und Memoiren, lernten über das Jungsein und das Älterwerden von Künstler:innen, lasen und diskutierten Autofiktionen und Memoirs, und fragten nach der Konjunktur des Ich in der Gegenwartsliteratur, in Sachbüchern, Romandebüts und zeitgenössischer Lyrik.
Dabei nahmen wir erneut Fremderzählungen kritisch in den Blick und stellten ihnen Selbsterzählungen gegenwärtiger und verstorbener Autor:innen entgegen: Wie wird das Leben von weiblichen und nichtbinären Künstler:innen aus Sicht einer männlich geprägten Literaturgeschichte erzählt, wie werden weibliche und nichtbinäre Biografien im Vergleich zum männlichen Pendant wahrgenommen? Wie gestalten sich Biografien von Autor:innen, die neben der künstlerischen Arbeit auch noch den Großteil der Sorgearbeit leisten? Welche Brüche ergeben sich in ihren Lebensläufen und wie benachteiligen diese Unterbrechungen ihren Werdegang?